Anschluss Österreichs: Großdeutschland

Anschluss Österreichs: Großdeutschland
Anschluss Österreichs: Großdeutschland
 
In der 1918/19 entstandenen Ersten Republik in Österreich hatte sich 1933 zur Bewältigung der verheerenden Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ein autoritäres Regime unter dem christlichsozialen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß gebildet; der Putsch österreichischer Nationalsozialisten im Juli 1934 scheiterte an der drohenden Haltung Mussolinis, die eine Unterstützung durch Hitler vereitelte. Doch die Zusammenarbeit von Deutschland und Italien seit Mitte der Dreißigerjahre veranlasste Mussolini, Hitler in Österreich freie Hand zu lassen.
 
Im Juli 1936 schlossen Deutschland und die Alpenrepublik ein Abkommen, das die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten wiederherzustellen schien. Hitler erkannte die Unabhängigkeit Österreichs an, der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg musste allerdings der Wiederzulassung der NSDAP in seinem Land, die im Juli 1933 verboten worden war, zustimmen.
 
Nachdem Hitler sich in London versichert hatte, dass er bei einem Vorgehen gegen Österreich keinen Einspruch Großbritanniens erwarten musste, änderte er seine Haltung. Bei einem Treffen in Berchtesgaden am 12. Februar 1938 zwang er Schuschnigg, eine Verpflichtung zu unterschreiben, die die österreichische Außenpolitik der deutschen unterord nete. Außerdem musste er den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart als Innenminister in seine Regierung aufnehmen. Allerdings schien eine relative Unabhängigkeit seines Landes gewahrt. Auf ein Ultimatum Hitlers hin musste Schuschnigg ein geplantes Plebiszit aussetzen.
 
Da verzweifelte Appelle an die Regierungen in Paris, London und Rom keinerlei Rückendeckung erbrachten, trat Schuschnigg noch am Nachmittag des 11. März zurück. Bundespräsident Wilhelm Niklas widersetzte sich zunächst der Ernennung Seyß-Inquarts zu dessen Nachfolger. Daraufhin gab Hitler noch am selben Abend den Befehl zum Einmarsch deutscher Truppen für den folgenden Tag, gleichzeitig wurde ein angebliches Hilfeersuchen Seyß-Inquarts veröffentlicht.
 
Die am 12. März in Österreich einrückenden deutschen Soldaten wurden von großen Teilen der Bevölkerung überschwänglich begrüßt. Hitler nahm die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich (»Anschluss«) umgehend vor. Frankreich und Großbritannien schickten zwar Protestnoten, Mussolini aber ließ sein »herzliches Einverständnis« übermitteln. Hitler verkündete auf einer Großkundgebung am 13. März in Wien feierlich »vor der Geschichte den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich«. Die nach dem »Anschluss« Österreichs zunächst inoffizielle Bezeichnung »Großdeutschland« wurde in der Folgezeit zum offiziellen Staatsnamen.

Universal-Lexikon. 2012.

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